Im Notfall den Notfall vermeiden
Die Entnahme von Löschwasser aus dem Trinkwassernetz ist nur mit höchster Vorsicht erlaubt
Die Freiwillige Feuerwehr Werder ist eine der erfolgreichsten in der Region. Die Kameraden wissen, dass nur im Notfall und nur mit indirekt angeschlossener Pumpe der Zugriff aufs Trinkwasser gestattet ist.
Foto: FFW Werder
Was tun, wenn's brennt? Na klar, die Feuerwehr rufen! Die Freiwilligen Wehren im Verbandsgebiet leisten ehrenamtliche und ehrenvolle Arbeit, sie löschen Brände und sind auch in vielen anderen Notsituationen zur Stelle. Doch Löschwasser ist nicht gleich Trinkwasser – und darf es nicht sein, um die Versorgung der Verbraucher nicht zu gefährden. Der WAZV Parchim-Lübz klärt über die wichtigsten Regeln auf.
Eine lebenswichtige Aufgabe hat nicht nur die Feuerwehr: Der WAZV Parchim-Lübz stellt im Auftrag der Gemeinden Tag für Tag die öffentliche Versorgung mit lebensnotwendigem sauberen Trinkwasser sicher. Ein Leitungsnetz unter öffentlichen Straßen, Wegen, Plätzen und Brücken sichert den Transport des Wassers bis zum Verbraucher. Den Brandschutz gewährleisten die Kommunen nach wie vor selbstständig – und sollten dabei nach Möglichkeit nicht auf Trinkwasser zurückgreifen. „Feuerwehren sind angehalten, für den Bezug von Löschwasser vorrangig Fließgewässer, Teiche, Brunnen oder Behälter zu nutzen“, sagt der scheidende Produktionsleiter Günther Ihde vom WAZV Parchim- Lübz. „Öffentliche Einrichtungen für die Trinkwasserversorgung werden nach dem Trinkwasserbedarf der Bevölkerung geplant, die Löschwasserversorgung wird dabei nicht berücksichtigt“, erklärt der Fachmann. Die Wehren sind nicht befugt, Trinkwasser an Dritte (Zirkus, Poolbefüllung, Volksfeste o. ä.) weiterzuleiten oder es für die reguläre Feuerwehrarbeit zu nutzen. „Selbstverständlich dürfen sie bei der Erstbrandbekämpfung begrenzt auf die Anlagen des WAZV zugreifen“, betont Ihde, „aber die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser muss gewährleistet bleiben“, bittet er um Vorsicht. Dazu gehört auch, dass bei der Entnahme von Löschwasser aus der öffentlichen Trinkwasserversorgungsanlage darauf geachtet wird, dass der Netzdruck an keiner Stelle des Netzes unter 1,5 bar abfällt. Den schlimmsten Fall hat es im Verbandsgebiet sogar schon einmal gegeben: Nach einer massiven Trinkwasserentnahme über einen Hydranten schaltete das Wasserwerk Hof Grabow automatisch ab – der Druckabfall im Netz bewirkte eine Notfallmeldung, die eigentlich für extreme Wasserrohrbrüche oder andere ernsthafte Zwischenfälle vorgesehen ist. „Der Verbrauch geht in so einem Fall plötzlich von 3,5 auf 60 Kubikmeter pro Stunde hoch – das ist für das Wasserwerk ein Alarmsignal, dass etwas nicht stimmt“, beschreibt Günter Ihde. Wird eine starke Pumpe direkt an einen Hydranten angeschlossen, „saugt“ sie das Leitungsnetz leer. Und nicht nur das: Durch die starke Saugwirkung werden normale Ablagerungen in den Leitungen, sogenannte Sedimente, aufgewirbelt und gelangen in den Wasserkreislauf. Sogar die Fließrichtung des Trinkwassers kann sich ändern – mit fatalen Folgen für das Netz.
Fakt ist: Hydranten sind für die Pflege und Wartung des Rohrnetzes und die Notversorgung mit Trinkwasser eingerichtet, nicht für die Entnahme von Löschwasser. Ist das dennoch im Einzelfall nötig, muss der Zweckverband vorher informiert und die entnommene Trinkwassermenge hinterher bei ihm angezeigt werden. „Wir unterstützen die Arbeit unserer Feuerwehr leute voll und ganz“, weist Günter Ihde abschließend noch einmal auf die Bedeutung der Wehren hin. Jedoch erfordere die Entnahme von Wasser aus dem Trinkwassernetz immer auch Fingerspitzengefühl und Hintergrund wissen – der Zweckverband steht mit Rat und Tat an ihrer Seite.